Turnstiles for Two - Rhapsody on Turnstiles in Blue and Green


Die Welt der "schwarzen Kugel" kennt viele Facetten; Wettrennen, meditieren, Tempel und Irrgärten besuchen, dechiffrieren, Weltraumabenteuer, alein oder ui zweit, sogar mit Albträume sind wird gesegnet, um nur einige zu nennen. Doch wie sieht es im Bereich der Musik aus? Nicht so toll? Mitnichten. Zwar gibt es keinen Ohrwurm, der sich einem einfach erschließt, dafür können wir mit einer Rhapsodie aufwarten.

Schüler: "Einer was?"
Oberlehrer (mit erhobenem Zeigefinger und ernster Stimme): "Mal wieder im Musikunterricht nicht aufgepasst?"
Schüler (kleinlaut mit geneigtem Kopf, aber Augen verdrehend): "Muss ich wohl leider vergessen haben."
Oberlehrer (gönnerhaft (wie auch sonst), auf- und abschreitend): "Also nochmal. Eine Rhapsodie ist ein Musikstück, deren Themen zueinander in einem nicht festen - somit losen - Zusammenhang stehen. Desweitern müssen diese nicht sondern können vielmehr - man beachte den kleinen, aber feinen Unterschied (Schüler verdreht zunehmend gelangweilt erneut die Augen) - aus Motiven bestehen, die wiederum nicht zueinander in Verbindung stehen bzw. aufeinander basieren oder gar ... ".
Schüler (entgültig abgeschaltet, vor sich hin murmelnd): "Bla, bla, bla ..."

VI-77_01.jpeg Oh nein. Lasst uns geschwinden Schritts diesen Ort des Grauens verlassen und uns weit angenehmeren Dingen zuwenden. He das ist mein Text. Weg hier. Aber, mir ... Nix aber.
...
Geschafft, der ist weg. Tja mit den Turnstiles ist das so eine Sache. Man kann sich nicht nur selbst übers Wasser transportieren sondern auch den anderen. Allerdings kann es dann passieren, dass der andere ohne Hilfe nicht mehr zurückkommen kann. Naja, vielleicht hole ich ihn später wieder zurück; denn - streicht man das Gesülze - hat der garnicht so unrecht. Der Untertitel könnte kaum besser gewählt sein.
Also schauen und hören wir uns an, was unsere zwei Musiker zu bieten haben. Der Anfang ist noch ganz entspannt. In den ersten Akkorden gibt einer vor, wo's lang geht und der andere folgt. Doch nun nähern sich unsere beiden Musiker dem zentrale Motiv. Jeder wählt dazu, mit Unterstützung des anderen, seinen eigenen musikalischen Weg. Zwei Spannungsbögen, indivuelle durch kleinere Soli angereichert, ziehen sich hin zum zentralen Motiv. Unsere beiden halten sich dort nicht lange auf, sondern stellen die anderen Motive ihrer Rhapsodie vor: ein kleines Solo, ein interessantes schmackhaftes Intermezzo und nicht zuletzt der technisch schwierigste Teil ihres Vortrags, eine mit Kreuzen gespickte Melodie, die von beiden Seiten höchste Konzentration und Präzision erfordert. Nun da alle Motive vorgestellt sind, werden diese von unseren beiden Musikern stilsicher und in bester Spiellaune aufgelöst, wobei sie immer wieder zum zentralen Motiv, das sie gekonnt variieren, zurückkehren. Wir nähern uns dem Finale, in dem einer der beiden noch einmal seinen Können an einem seiner Instrument zeigt. Unter dem gebührenden Applaus des Publikums verlassen unsere beiden Musiker die Bühne. Was für eine tolle Darbietung!

Doch um die Konzertreife zu erreichen, ist einiges an Übung nötig; denn Fehler werden unnachsichtig bestraft - man fängt wieder am Anfang an. Unachtsamkeiten (nachlassende Konzentration oder fehlende Antizipation) an strategischen Stellen, wie dem zentralen Motiv, wirken sich dann später verhehrend (Shift-F3) aus.
VI-77_02.jpegSage ich doch immerfort, nur Übung macht den Meister. Ruhe da drüben und spar die deine abgedroschenen Alltagsweisheiten. Aber recht hat er schon. Wie oft bin ich am 'Kreuz' unabsichtlich ins kalte Wasser gesprungen? Sei's wegen mangelnder Präzision oder weil ich - warum auch immer - vergessen hatte, auf die andere Murmel umzuschalten. Also durchatmen, Ruhe bewahren und nicht zu hektisch vorgehen. Die Koffeinsüchtigen (so wie ich) sollten zur Vorbereitung ihren Kaffekonsum reduzieren und, um eine ruhige Hand zu haben, vielleicht besser ein Glas Vin rouge zu sich nehmen ;-).
Einiges an Nerven kostet auch das zentrale Motive (hier gibt's kein Bild - denn zuviel soll hier nicht verraten werden). Der Einsatz der 'Instrumente' muss gut und vorausschauend geplant sein, will man sich nicht den Rückweg zu den oberen und unteren Motiven versperren. Ist ein 'Instrument' nicht richtig 'gestimmt', stellen sich die üblichen Konsequenzen (Shift-F3) unumgänglich ein.
Besonderen Reiz bekommt dieser Level auch durch den Einsatz einer weißen und schwarzen Murmel. So hat jede Bereiche, die nur ihr zugänglich sind, aber ohne die aktive Zusammenarbeit mit der anderen sind diese nicht erreichbar (wie z.B. beim 'Kreuz').
Also Leute rafft euch auf, stimmt eure 'Instrumente' und legt los zur Session für zwei.

Als einen ganz kleinen Misston empfinde ich den Vortex; denn dieser wird eigentlich nicht zwingend benötigt - aber vielleicht habe ich die Komposition nur nocht in ihrer kompletten Gänze erfasst. Also werde ich einfach nochmal voller Genuss in die Welt der Enigma-Klänge eintauchen.

Jetzt hätte ich fast noch was vergessen. Wieviel Arbeit in einer solchen Komposition steckt, seht ihr übrigens auch an der hohen Revisionsnummer (die höchste??).
Vielen Dank an Ronald Lamprecht für dieses musikalische Meisterwerk.

NObby